Sonntag, 14. April 2013

2013 - Die Quälerei mit der Wählerei

Gedanken zum Parteitag der SPD, oder: Weshalb ich am 22. September (vermutlich) Rot-Grün wählen werde

Bild: CC BY-NC-SA 2.0 by s. bär (Flickr)
Was war die Wählerwelt vor einigen Monaten einfach: Zwar schwebte Monarchin Angela teflonbehaftet unantastbar über jedem Skandal ihrer Gurkentruppe, die fälschlich für eine Regierung gehalten wird - ihre Steigbügelhalter vom Apotheker- und Anwaltswahlverein FDP jedoch schienen endlich in der wohlverdienten Bedeutungslosigkeit verschwunden zu sein. Was freuten wir uns über Wahlumfragen in denen Röslers liberaler Mob sich teilweise erfolgreich bemühte, die 2%-Hürde zu erklimmen. Hach, die gute alte Zeit...

Mittlerweile sieht das freilich anders aus. Glaubt man den einschlägigen Umfragen, könnte der größte anzunehmende Unfall eintreten und die FDP wieder ins Parlament einziehen. Angie hat den Euro gerettet, Zyperns und Griechenlands Banken und Eliten gleich dazu und Deutschland ist endlich wieder wer. Da lacht die Deutsche Volksseele und packt gleich noch ein paar Wahlprozente oben drauf. Solange es Anderen schlechter geht als uns ist ja auch alles Prima. Immer schön Abgrenzen, wir leben schließlich in der Leistungsgesellschaft.

Und auch wenn ich mich wie immer frage, wer diesen gelbschwarzen Haufen tatsächlich wählen kann, ohne beim morgendlichen Blick in den Spiegel zur Salzsäule zu erstarren, und obwohl ich weiß, dass in einem groben halben Jahr noch eine Menge passieren kann, komme ich dennoch nicht umhin, mir Gedanken zu machen: Wen wählste denn bloß?

Die neue Mitte kann mich mal!


Programmatisch ist das ein No-Brainer: Seit sich die SPD endgültig von der Sozialdemokratie verabschiedet hat (wir erinnern uns), seit die Grünen Flüsse ausbaggern, Kohlekraftwerke bauen und Kirchen-Apparatschiks zur Spitzenkandidatin erwählen, seit die Piraten ihr nationales Maskulistenkabarett zur Lieblingsbeschäftigung erklärt haben, bleibt, hurra Ausschlussprinzip, als letzte Möglichkeit Oskars Linke übrig.

Dumm nur, dass die nicht regieren wollen. Dumm nur, dass, selbst wenn die regieren wollten, die anderen (zumindest ihrem Selbstverständnis nach) linken Parteien nicht mit Oskar und Gregor regieren wollten. Man spielt halt nicht mit den Schmuddelkindern.

Als links fühlender Mensch bin ich also mit dem Dilemma konfrontiert, entweder meiner politischen Überzeugung treu zu bleiben, und Opposition zu wählen oder mich mehr oder weniger stark zu verbiegen - mein Ziel, eine Regierungsbeteiligung der Linken, ist illusorisch und liegt in weiter Ferne. 

Dennoch: Wähle ich meiner Überzeugung entsprechend, verhelfe ich Angie mehr oder weniger direkt zu ihrer nächsten Kanzlerschaft, entweder als Chefin einer großen Koalition oder als Vorsteherin von Schwarz-Geldb. So viel steht fest: Weitere vier Jahre mit diesem Unsinn möchte ich nicht ertragen müssen. Merkel muss weg. Rösler muss weg. Und hinfort muss auch die bajuwarisch-völkische Einheitspartei CSU. Und so weh es mir tut - der einzige Weg, das zu erreichen, ist, Rot-Grün irgendwie zur absoluten Mehrheit zu verhelfen.

Merkel Abschalten!


Mir ist klar, dass auch eine Kanzlerschaft Steinmeierbrücks Potential für eine Menge Furchtbarkeiten birgt. Mir ist klar, dass die mir einst so sympathischen Grünen längst mit dem SUV zum Bio-Supermarkt fahren und das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes freudig "Hurra!"-brüllend am Hindukusch mitverteidigen. Trotzdem: Merkel abzuschalten ist es mir wert, ein wenig Karma zu verlieren.

Manchmal sind Entscheidungen erschreckend einfach und führen dennoch nicht zum gewollten Ergebnis. 

Gnaaaaa...

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